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Der WaldSkulpturenWeg

Über das Projekt

In der Kulturregion Südwestfalen des Landes NRW entstand von 2000 bis 2010 ein herausragendes Kulturprojekt: der "WaldSkulpturenWeg Wittgenstein-Sauerland"! Auf dem "WaldSkulpturenWeg Wittgenstein-Sauerland" sind auf einer Wanderstrecke von 23 km von Bad Berleburg nach Schmallenberg insgesamt 11 Skulpturen renommierter Künstler an markanten Punkten vorhanden. An den Informationstafeln vor den Rathäusern in Bad Berleburg und in Schmallenberg beginnt und endet der Waldskulpturenweg. Der Wanderweg führt über die Zugangswege zum Rothaarsteig, der dadurch eine wertvolle künstlerische Bereicherung erfährt. Als Kurator wurde Herr Dr. Uwe Rüth, Museumsdirektor i. R. (Skulpturenmuseum Glaskasten Marl) gewonnen, der die künstlerische Gesamtkonzeption entwickelt hat. Ihm steht ein Beirat zur Seite, der mit 5 Persönlichkeiten aus den beiden Regionen besetzt ist. Die Projektleitung liegt bei der Wittgensteiner Akademie, Bad Berleburg.

Kurator des WaldSkulpturenWegs Wittgenstein - Sauerland ist Herr Dr. Uwe Rüth, Museumsdirektor i. R. 
Kontakt:
Dr. Uwe Rüth, Museumsdirektor i. R. 
Telefon 02234 – 3795445
uwe.rueth@gmx.de

Die Wittgensteiner Akademie

Die Wittgensteiner Akademie e.V. ist 1996 in Bad Berleburg von kunstinteressierten Bürgerinnen und Bürgern gegründet worden. Satzungsmäßiges Ziel des ehrenamtlich geführten Vereins ist die Förderung künstlerischen Schaffens in der Region. Dazu gehört auch die Bewahrung und Erneuerung der traditionellen Handwerkskunst im Wittgensteiner Land unter besonderer Berücksichtigung der Holzverarbeitung. In diesem Sinne wird unter Federführung der Wittgensteiner Akademie seit 1999 der WaldskulpturenWeg zwischen den Städten Bad Berleburg und Schmallenberg entwickelt. Das Projekt wird gefördert vom Land Nordrhein-Westfalen, den Kreisen Siegen-Wittgenstein und Hochsauerland, den Städten Bad Berleburg und Schmallenberg sowie der Kunststiftung NRW. Hinzu kommen Mäzene und Sponsoren, Privatpersonen und namhafte Firmen, die durch großzügige Leistungen das Projekt aktiv unterstützt haben. Entstanden ist ein Kleinod, das unverwechselbar ist: ein öffentliches, für jedermann kostenlos zugängliches, rd. 23 km langes Museum, ausgestattet mit hochwertigen künstlerischen Arbeiten international anerkannter Künstlerinnen und Künstler. Unter wirtschaftlich-touristischen Gesichtspunkten ist der WaldskulpturenWeg ein Schatz, der zur Zukunftssicherung von Hotellerie, Gastronomie, Einzelhandels- und Dienstleistungsgewerbe in der Region beitragen kann.

Holzgewinnung und Holzverarbeitung sind seit Jahrhunderten eine wichtige Basis der regionalen Wirtschaft gewesen. Diesen Wirtschaftszweig mit seinem natürlichen Werkstoff Holz wieder stärker in das Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rücken, war bereits 1998 für die Aktiven der Wittgensteiner Akademie Anlass, den Wittgensteiner Holzmarkt zu initiieren und durchzuführen. Holzbildhauerei und traditionelle Handwerkskunst wurden hier mit den Möglichkeiten moderner Be- und Verarbeitung sowie Nutzung von Holz in vielfältiger Weise verbunden und für Besucher anschaulich präsentiert. Seitdem erleben im jährlichen Rhythmus jeweils am zweiten Wochenende im September Zehntausende von Besuchern eine zweitägige Veranstaltung „rund ums Holz“,  die aufgrund ihrer Größe und Bedeutung längst die Möglichkeiten eines ehrenamtlich geführten Vereins überschreitet und daher seit 2004 von einer Veranstaltergemeinschaft unter Federführung der Stadt Bad Berleburg fortgesetzt wird. Die Wittgensteiner Akademie ist im Sinne der steuerlichen Vorschriften vom Finanzamt Siegen als gemeinnützig anerkannt.

Künstlerische Konzeption

Der den Rothaarsteig kreuzende WaldSkulpturenWeg Wittgenstein-Sauerland soll einen eigenständigen Akzent setzen, der sowohl traditionelle Bindung als auch zeitbezogene Ausdrucksfähigkeit des heutigen Menschen dokumentiert, und diese Charakterzüge in einer unaufdringlichen aber eindeutigen Form in die Natürlichkeit des Wanderwegs integriert. Hierdurch ist auf der einen Seite eine attraktive Ergänzung und Ausweitung des Rothaarsteigs gegeben und auf der anderen Seite entsteht die individuelle Ausprägung eines Wanderwegs, dessen Bedeutung weit über die des Normalen hinausreicht. Der die beiden geschichtlich wie städtebaulich so unterschiedlichen Orte Bad Berleburg mit dem bedeutenden Schloss und Schmallenberg mit dem historisch ebenso wichtigen Kloster Grafschaft verbindende Wanderweg erhält durch die Akzentuierung mit künstlerischen Merkzeichen, Installationen und Skulpturen und durch die damit verbundenen Aktivitäten und Aktionen den Charakter eines Kulturwanderweges zwischen verschiedenen Welten. Aufgabe ist es, durch eine sensible und vorsichtige Integration der künstlerischen Arbeiten eine Atmosphäre zu schaffen, die der des alten Wanderweges durchaus gerecht wird. So sind drei Prämissen zu beachten, die den Skulpturenwanderweg prägen sollen:

  • Das Geheimnisvolle und die Eigenart der Natur muss nicht nur gewahrt bleiben, sondern soll auch betont werden.
  • Die Geschichte der Kulturlandschaft und der Menschen muss sich widerspiegeln.
  • Der suchende Wanderer soll Muße, Rastplatz und Gedankenvielfalt finden.

Welche Möglichkeiten hat die heutige Kunst, diesen Forderungen nachzukommen? Kann auch die Kunst selbst durch die Anlage eines solchen Wanderweges neue Akzente erhalten? Oft erscheint die heutige Kunst dem interessierten Laien abgehoben und nur einer kleinen Elite zugänglich. Die Angst, dass dies sich auch auf dem hier zu konzipierenden Wanderweg zeigen kann, ist bestimmt bei manchem vorhanden. Zunächst muss gesagt werden, dass seriöse und qualitätsvolle Kunst immer und zu jeder Zeit auch von dem Betrachter verlangt, sich in sie einzudenken und sich mit ihr auseinanderzusetzen. Die Vielfältigkeit der Ansätze der heutigen Kunst - der Pluralität unserer Welt angeglichen - macht es aber häufig schwer, einen eigenen Zugang zu erlangen. Deshalb muss auch hier über didaktische Vermittlungsmöglichkeiten der Kunstwerke an den Wanderer nachgedacht werden. Aber über diese Notwendigkeit hinaus, die noch zu betrachten ist, besitzt die zeitgenössische Kunst genügend Ausdruckskraft, um aus sich heraus zu wirken und sich mitzuteilen.

  • Die Vielschichtigkeit heutiger Kunstströmungen bildet eine hervorragende Voraussetzung für die Konzeption des Skulpturenwanderwegs: Ökologische Kunst bis zur "land art", soziologisch-integrative Ansätze bis zur Handlungsskulptur, Licht- und akustische Kunstwerke bilden ein abwechslungsreiches wie sinnlich orientiertes Spektrum von Möglichkeiten, die weiter oben formulierten Prämissen anschaulich und erlebnisintensiv zu erfüllen.
  • Die Erscheinung der heutigen Natur in Mitteleuropa ist nie urweltlichen Ursprungs, sondern immer durch den Menschen geformte Natur, mithin als Teil der menschlichen Kultur zu definieren. Die vom Menschen erschaffene Kunst wiederum bildet den freien, ungebundenen Zugang des menschlichen Geistes zu seiner Umwelt über die Formkraft seiner unterschiedlichen sinnlichen Kanäle. Beide Seiten des menschlichen Kulturausdrucks zu verbinden und in Einklang zu bringen, heißt, einen integrativen Ansatz zur Veranschaulichung menschlicher Kulturfähigkeit anzustreben.
  • Die Kunst auf diese Weise in die Natur zu stellen, löst sie von allem Aufgesetztem und "Gekünsteltem" und gibt ihr einen Darstellungsraum, der sie zu ihren Ursprüngen zurückführt. So werden die Kunstwerke nicht zu einer zwanghaften Vergewaltigung der Natur führen, sondern im Gegenteil zu einer intensiven Zwiesprache.
  • Für den Wanderer oder Spaziergänger bringt die Begegnung mit den so integrierten Werken der Kunst ein ganz eigenes Moment der assoziativen und freien Auseinandersetzung: Kunst als eingebundener Teil der Natur, als Teil eines ganzheitlichen Erlebnisses, das zu durchaus neuen Wahrnehmungs- und Verständnisebenen führen kann. Die Ausweitung des Erlebnisses der Wanderer über die Naturbeobachtung und die Begegnung mit den bäuerlichen und handwerklichen Kulturen hinaus auf eine gedanklich und sinnlich orientierte, zeitbezogene Ausdrucksform vermittelt ihm eine andere, aber ineinander vernetzte Weltsicht.

Bad Berleburg und Schmallenberg, den 22. Mai 2002
Liebe Bürgerinnen und Bürger,

Sie halten einen von zwei Bürgermeistern geschriebenen Brief in den Händen, keinen Steuerbescheid und keine Amtsnachricht. Es ist ein Brief, für den es wenige Vorbilder gibt. Wir laden Sie persönlich ein, sich an der Gestaltung unserer Städte zu beteiligen. Wir ermuntern Sie, Autor eines Kunstwerks zu werden, das Bad Berleburg und Schmallenberg in Zukunft verbindet.
Worum geht es?
Unsere Städte sind seit knapp zwei Jahren miteinander verknüpft durch den Waldskulpturenweg Wittgenstein-Sauerland (nähere Informationen hierzu finden Sie auf der Rückseite). Manche haben es noch nicht bemerkt. Doch wer die lang getrennte Geschichte unserer Regionen kennt, den kann das nur freuen. Dieser Weg zeigt Skulpturen international bekannter Künstler. Zwei Kunstwerke entstehen mitten in unseren Städten selbst, und diese sind von Jochen Gerz, Paris. Doch in Wirklichkeit ist es ein Werk von uns allen. Gerz will – und deshalb sind wir engagiert dabei – uns alle ermutigen, aktiv zu werden, selbst mitzumachen und einen Brief zu schreiben. Jeder schreibt seinen eigenen Brief. Im Werk von Gerz wird aus dem Brief ein Straßenschild aus Emaille, das später jeder lesen kann.
Was tun?
Sie schreiben uns einen Brief. Eigentlich ist es ein Brief an sich selbst. Ein persönlicher Brief. Ein Brief, den nur Sie schreiben können. Sie sind der Verfasser, aber viele werden die Leser sein. Sie schreiben einfach, weshalb Sie hier leben und nicht anderswo – in Bad Berleburg oder Schmallenberg und den jeweiligen Ortsteilen. Was Ihnen gefällt, was Sie lieben lernten, was für Sie neu ist, aber auch was Sie seit langem stört, enttäuscht. Was Sie ändern möchten und worüber Sie sich freuen. Weshalb leben Sie hier, was ist der Rede wert?
Wohin schreiben?
Die Schmallenberger schreiben an Herrn Bürgermeister Hans-Werner Braun in Bad Berleburg und die Berleburger nach Schmallenberg an Herrn Bürgermeister Bernhard Halbe. Jeder an das Rathaus im anderen Ort. Schreiben Sie uns. Wir werden die ersten Leser sein. Auch wir selbst machen mit und schreiben einen Brief. Jeder ans andere Rathaus. Die Adresse finden Sie nebenstehend. Ihren Brief können Sie mit dem Namen unterzeichnen oder nicht, doch sollten auf dem Umschlag Name und Adresse zu finden sein. So können wir und Jochen Gerz uns bei Ihnen mit dem Geschenkbuch der Briefe persönlich bedanken.
Wo kann ich mich finden?
Ihr Brief überquert wie der Waldskulpturenweg den Rothaarkamm. Der Brief aus Schmallenberg wird im Bad Berleburger Rathaus geöffnet. Er wird wie ein Straßenschild emailliert und am Haus eines Briefeschreibers aus Bad Berleburg permanent angebracht. Die Briefe aus Bad Berleburg schmücken Schmallenberger Häuser und die aus Schmallenberg findet man in Bad Berleburg. Wer seinen Brief sucht und das Haus, auf dem er zu lesen ist, muss eine (kleine) Reise machen.
Ein Wettbewerb?
Jochen Gerz nennt sein neues Werk „Der Wettbewerb“. Natürlich sind wir neugierig zu wissen, wer von uns die meisten Briefe erhält. Wer schreibt die schönsten Briefe? Wo leben die meisten Autoren? Und wo sind die glücklichsten Bürger? Da die Briefe aus Bad Berleburg an den Häusern der Schmallenberger Briefeschreiber angebracht werden und umgekehrt, ist die Zahl der emaillierten Schilder in beiden Orten gleich.
Warum ich?
Nur wer gibt, kann auch nehmen. Das gilt für alle Bereiche des Lebens: für das gesellschaftliche Zusammenspiel, die Demokratie und auch hier. Der Wettbewerb ist ein künstlerisches Gleichnis. Die Kette kann nicht stärker sein als ihr schwächstes Glied. Nur wer sich einbringt, der zählt. Sieger ist hier, wer mitspielt. Noch in Jahren werden Schmallenberger und Bad Berleburger vor den Geschichten aus einer vergangenen Zeit innehalten. Sie werden sich noch nach Jahren besuchen, um endlich die Person zu finden, die den Brief geschrieben hat, der das eigene Wohnhaus schmückt.
Der Musenkuss
Der Wettbewerb ist eine Herausforderung an uns alle. Für Sie wie für uns Bürgermeister. Sie spüren, dass wir aus Überzeugung dabei sind und dass wir Sie begeistern wollen. Wir hoffen, dass unsere Stadt der anderen ein Beispiel gibt. Sie wissen, dass dies ein Brief ist, den Sie nur einmal aus Ihrem Rathaus erhalten. Wir wünschen Ihnen und uns zum Besuch der Muse in Bad Berleburg und Schmallenberg Spaß und Ideen, eine leichte und warum nicht launische Feder, die auch das aufschreibt, was Sie sonst gerne verschweigen. Nicht nur wir engagieren uns, auch die Zeitungen und die Gymnasien in beiden Städten wirken an der Entstehung des gemeinsamen Kunstwerks mit. Wir alle sehen Ihrem Brief mit großer Spannung entgegen. In einem Jahr wird „Der Wettbewerb“ eingeweiht.
Ihren Brief erwarten wir bis zum 10. Juli 2002. Lassen Sie uns nicht zu lange warten!

Ihre
Hans-Werner Braun
Bürgermeister der Stadt Bad Berleburg
Bernhard Halbe
Bürgermeister der Stadt Schmallenberg

Weitere Informationen erhalten Sie unter der vorgenannten Telefonnummer.
Informationen über den Künstler Jochen Gerz finden Sie im Internet unter www.gerz.fr
Stadt Bad Berleburg
Stichwort: „Gerz“
Postfach 1680
57306 Bad Berleburg

Stadt Schmallenberg
Stichwort: „Gerz“
Postfach 1140
57376 Schmallenberg

Auskünfte
Telefon 02751-923-232
02972-980-232

Der Standort liegt in Schmallenberg-Grafschaft, unweit des dortigen Klosters. Bei ersten akustischen Recherchen hat er sich als besonders geeignet erwiesen, weil von dort durch Setzung einer gebündelten Klangquellengruppe ohne besondere Lautstärke das gesamte Tal bespielt werden kann. Zum zweiten ist die Installation dort vom Wanderweg aus noch in den nächsten Jahren fast immer einsehbar. Als Klangquellen sind 6 speziell entwickelte Kupfer-Pfeifen und ein "Kamin" (Pfeife ohne Kern) zum Ansaugen der Luft installiert worden. Die einzelnen Pfeifen bestehen aus einem 5 m langen "Fuss" aus Cu-Rohr (Durchmesser 89,9mm x 2mm), das mindestens 1,5 m im Erdreich und in voller Länge innen mit Stahlrohr verstärkt ist. Innen durch einen Schaft verbunden, sind die Pfeifen (Länge 3 m) justierbar aufgesetzt. Ihre Wandstärken sind der zu erwartenden Beanspruchung angepasst. Als Bild ergibt sich eine kreisförmige Gruppe glänzend leuchtender schlanker Stäbe mit dem Labienbereich als einziger Gliederung und Hinweis auf die Klangerzeugung. Die zunehmende Patinierung hat den skulpturalen Anteil im Laufe der Zeit immer weiter in die Umgebung eingebunden. Allein durch die in diesem Umfeld unerwartete technische Exaktheit wird sie aber auch optisch bemerkbar bleiben. Zur Klangerzeugung wird ein für den Dauerbetrieb modifiziertes Orgelgebläse verwendet (380V, ca. 200W). Dafür wurde eine Stromzuleitung unterirdisch verlegt, um zusätzliche Eingriffe in das Landschaftsbild zu vermeiden.
Andreas Oldörp, Hamburg

Eine kleine ovale Talsenke im tiefen Wald: Fichtendickicht, ein durchfliessender Bach, umrandet von einem Weg, zu dem aus allen Himmelsrichtungen Wege führen - das ist der Hexenplatz! Hier haben einst Hexen getanzt - nachzulesen in alten Quellen um 1600. Man geht auf das Hexentor zu: 2 schräg gestellten 2-zackigen Gabeln, deren Zinken oben miteinander verschränkt sind. Gleich links sieht man eine Schieferschwelle, die den Zugang zu einem runden Platz (ca. 7 m Durchmesser) weist: hier befindet sich die Hexenküche. In der Mitte des Platzes ragt in 50 - 70 cm Höhe der Rand eines grossen Kupferkessels heraus (Durchmesser: ca. 2,5 m). Man setzt sich auf den Rand des Kessels und stellt sich vor, wie hier Frauen nachts brauten ... Unwetter oder Hexensalben, um damit nachts auf den Tanzplatz zu fliegen. Neugierig geworden umwandert man den grossen Hexenplatz, entdeckt Heugabel - Tore, herausragende Ofenrohre mit aufgesetzten Spitzdächern - als ob unter dem Morast eine Landschaft von Breughel verborgen wäre... Auf einem Spalier von 13 rötlichen Fliesen in Betonrahmen kann man Protokollauszüge von Hexenprozessen nachlesen, die hier in der Gegend stattfanden: Beinschrauben, Schadenszauber oder wer sich wann mit wem zum Teuffelsdanz hier traf und "bohlierte" ... Gebührenordnung für Fingerabschlagen, Hinrichtungen ...
Lili Fischer, Hamburg

Die Skulptur soll am Kreuzungspunkt des Wanderweges und des alten Handelsweges, auf der Grenze zwischen dem katholischen und protestantischen Teil des Rothaargebirges ihren Ort finden und Ort sein. Überlegungen zur Zeichenhaftigkeit und zum Kontrast zwischen der Natur und dem durch Menschen Verursachten sind in die formale Lösung eingeflossen. Es handelt sich um eine Interaktion herausfordernde und Assoziationen hervorrufende Skulptur, für deren Erkennbarkeit und Verständnis, für deren "Aneignung und Wahrnehmung" Sensibilität in hohem Maße erforderlich ist; kunstgeschichtliche und geschichtliche Kenntniss zu haben, kein Fehler sein muss.
In der intensiv genutzten Landschaft von einer Skulptur überrascht zu werden, die nicht die Erwartungsklischees bedient, sondern vom Davor und Dahinter, vom Übergang, von der Demarkation zwischen Drinnen und Draussen spricht, ist ungewohnt. Diese Skulptur beansprucht unter Umständen, in Gedanken vom Diesseits und Jenseits erfasst zu werden. Ich will erreichen, dass da, wo unter Umständen Alltag zurückbleibt, nicht abbildende Form an seine Stelle tritt, sondern die Befassung jedes Einzelnen mit sich selbst. (In diesem Text werden einige Formulierungen von Karlheinz Nowald "Das Tor" 1975, Katalog Wilhelm Lehmbruck-Museum Duisburg, Einzelausstellung Ansgar Nierhoff, frei zitiert).
Dr. Uwe Rüth, Marl (Kurator)

Nils-Udo gehört zur ersten Generation der Künstler, welche die Notwendigkeit einer neuerlichen Hinwendung zur Umwelt verspürt haben. Sein 1978 in der Lüneburger Heide geschaffenes, riesiges Nest aus Erde, Steinen, Birkenstämmen und Gras wurde zu einem signifikanten Kunstwerk dieser Richtung. "Die Sensationen sind allgegenwärtig. Als Realist brauche ich sie nur aufzuheben, aus ihrer Anonymität zu erlösen. Die Utopien liegen unter jedem Stein, auf jedem Blatt, hinter jedem Baum, in den Wolken und im Wind..." schreibt der Künstler. Auch für die Arbeit ,Stein-Zeit-Mensch' hat Nils-Udo etwas aus der Anonymität erlöst: Er fand einen 150 Tonnen schweren Felsen im Raumländer Steinbruch und wusste sofort: Das ist es! Dass er mit diesem Fund sich und den Organisatoren des Waldskulpturenwegs auch ein äusserst kompliziertes und zu Beginn nicht einzuschätzendes Abenteuer einbrockte, war damals so noch nicht zu übersehen. Heute, nachdem die Schwierigkeiten hinter uns liegen, wissen wir was es bedeutet, 150 Tonnen Quarzit zu stemmen. Die Arbeit aber, die entstanden ist - der aus seiner Anonymität befreite Felsbrocken -, lässt in seiner Grösse und Eindringlichkeit alle Probleme und Mühen des Entstehungsprozesses vergessen. Hier ruht er auf seinem Sockel, schwer und überwältigend, umfriedet von der Architektur voluminöser Baumstämme, die an einen archaischen Tempel erinnert: Monumental, der Natur gegenüber gestellt, ihr aber auch eng verbunden.
Dr. Uwe Rüth, Marl (Kurator)

Das künstlerische Konzept

Künstlerischer Beirat & Kurator

Otto Marburger

Künstlerischer Beirat
Otto Marburger
Bad Berleburg
Telefon 0 27 55 - 387

Dr. Dieter Schulz

Künstlerischer Beirat
Dr. Dieter Schulz
Schmallenberg
Telefon 0 29 72 - 96 09 97

Heide Sinkwitz

Künstlerischer Beirat
Heide Sinkwitz
Schmallenberg
Telefon 0 29 74 - 83 44 4

Wolfgang Suttner

Künstlerischer Beirat
Wolfgang Suttner
Siegen
Telefon 02 71 - 7 57 70

Dieter Wurm

Künstlerischer Beirat
Dieter Wurm
Meschede
Telefon 02 91 / 71 90

Dr. Uwe Rüth

Kurator
Dr. Uwe Rüth
Köln
Telefon 02234 / 3795445